„Bildet Banden“ ist mehr als nur ein Slogan – es ist ein Aufruf zur kollektiven Selbstorganisierung, zum Widerstand und zur Solidarität gegen rechte Umtriebe. In Zeiten zunehmender rechter Gewalt, wachsender Popularität extrem rechter Parteien und einem erschreckenden Anstieg rassistischer Angriffe ist antifaschistischer Aktivismus auf der Straße notwendiger denn je. Doch er birgt auch Risiken – deshalb ist eine durchdachte Vorbereitung, Selbstschutz und gegenseitige Unterstützung essenziell.
Warum antifaschistischer Widerstand notwendig ist
Rechtsextreme Kräfte zeigen sich heute nicht nur im Internet, sondern auch wieder verstärkt auf der Straße – durch Aufmärsche, Kundgebungen oder gewaltsame Übergriffe. Ihre Propaganda zielt auf Spaltung, ihre Präsenz ist eine direkte Bedrohung für alle, die nicht in ihr rassistisches und nationalistisches Weltbild passen. Antifaschismus bedeutet, sich dem nicht zu beugen. Es bedeutet, Stellung zu beziehen – laut, entschlossen und sichtbar.
„Bildet Banden“ – Was bedeutet das konkret?
Der Ausdruck „Bildet Banden“ stammt aus einem emanzipatorischen Kontext und bedeutet: Schließt euch zusammen, organisiert euch, seid nicht allein. Im antifaschistischen Aktivismus heißt das:
- Bezugsgruppen bilden, mit denen man gemeinsam zu Aktionen geht.
- Vertrauensvolle Strukturen schaffen, in denen offen gesprochen und sich gegenseitig geschützt wird.
- Kollektive Vorbereitung, bei der Informationen, Ressourcen und Wissen geteilt werden.
Aktionsformen auf der Straße
Antifaschistische Praxis zeigt sich auf vielfältige Weise. Einige Beispiele:
- Gegendemonstrationen zu rechten Aufmärschen.
- Blockaden, um Nazis keinen Raum zu geben.
- Kreative Protestformen wie Kunstaktionen, Transparent-Aktionen oder Musik.
- Dokumentation rechter Aktivitäten, um sie öffentlich zu machen und zu stören.
Diese Aktionen können friedlich sein – aber sie bewegen sich oft in einem Spannungsfeld, in dem auch Konfrontationen entstehen können.
Worauf muss man achten? – Der Selbstschutz
Antifaschistischer Aktivismus kann gefährlich werden – nicht nur wegen gewaltbereiter Rechter, sondern auch durch Polizeirepression. Deshalb ist Selbstschutz auf allen Ebenen entscheidend.
1. Physischer Selbstschutz
- Schutzkleidung: Feste Schuhe, unauffällige Kleidung, ggf. Handschuhe und Schutzbrille gegen Pfefferspray.
- Erste Hilfe: Trage Basis-Erste-Hilfe mit dir (z.B. Wasser, Augenspülung, Pflaster).
- Körperliche Fitness: Kein Muss, aber hilfreich bei brenzligen Situationen.
- Pfefferspray oder legaler Selbstschutz: In einigen Kontexten einsetzbar – hier aber auf Legalität und Deeskalation achten.
2. Sicherheit in der Gruppe
- Bezugsgruppen: Gehe niemals allein. Klare Absprachen zu Treffpunkten, Verhalten und Grenzen.
- Awareness: Achtet aufeinander, achtet auf eure Grenzen und redet offen über Belastung.
- Kollektiver Rückzug: Niemand wird zurückgelassen. Bei Gefahr gemeinsam raus.
3. Rechtlicher Schutz
- EA-Nummer (Ermittlungsausschuss): Vor der Demo notieren und an die Gruppe kommunizieren.
- Keine Aussagen bei Festnahme – „Keine Aussage ohne Anwalt!“ ist goldene Regel.
- Verhalten bei Polizeikontakt: Ruhig, aber bestimmt. Keine freiwilligen Infos herausgeben. Ausweispflicht nur in bestimmten Fällen.
4. Digitale Sicherheit
- Keine Handys bei Aktionen aktiv nutzen, Standort deaktivieren, Gesichtsschutz (z. B. Maske, Cappy) bei Aufnahmen durch Rechte.
- Keine Fotos posten, auf denen Genoss:innen identifizierbar sind.
- Kommunikation über sichere Kanäle wie Signal oder Threema. Keine Aktionsdetails über soziale Netzwerke.
Mentale Vorbereitung und Nachbereitung
Straßenaktivismus kann psychisch belasten – sei es durch Gewalt, Stress oder Repression.
- Vorher klare Ziele und Grenzen setzen: Was willst du erreichen? Was sind deine No-Gos?
- Nachbesprechung in der Bezugsgruppe: Was lief gut? Was war belastend?
- Sich Zeit für Verarbeitung nehmen: Gespräche, Entspannung, ggf. psychologische Hilfe annehmen.
Solidarität ist unsere stärkste Waffe
Antifaschistische Arbeit lebt von Solidarität. Das bedeutet:
- Für andere einstehen, wenn sie angegriffen werden.
- Spenden sammeln für Betroffene von Repression.
- Wissen weitergeben an neue Aktivist:innen.
- Strukturen aufbauen, die auch im Alltag präsent sind – in Schulen, Stadtteilen, Betrieben.
Fazit: Organisiert. Mutig. Aber niemals naiv.
Antifaschistischer Aktivismus auf der Straße ist notwendig, aber nicht ungefährlich. Wer ernsthaft antifaschistisch handeln will, muss sich gut vorbereiten, auf sich und andere achten und immer den Kollektivgedanken im Kopf behalten. „Bildet Banden“ ist der Schlüssel dazu – denn nur gemeinsam sind wir stark.
„Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Und Verbrechen muss man bekämpfen.“
— Antifaschistischer Grundsatz