Im Kreis Unna, insbesondere in Lünen, ist der Name André Machill kein Unbekannter. In der Vergangenheit versuchte er mehrfach, sich mit eigenen Tattoostudios in Lünen selbstständig zu machen. Ob unter dem Namen Farbschmiede oder Ink Flames (bis Mitte 2022 in Lünen-Süd) – seine Konzepte konnten sich nicht dauerhaft am Markt behaupten, und die Studios schlossen nach wenigen Jahren.
Nach seiner Kündigung durch die Arbeitgeber:innen des Studios Surf-Ink-Tattoo in Kamen plant Machill nun einen weiteren Neustart in Lünen. Auf Instagram kündigt er die Wiedereröffnung der Farbschmiede für den 05. Juli 2025 an. Als Standort seines „Ateliers“ nennt er dabei seine private Wohnadresse, die er öffentlich bewirbt: Bismarckstraße 30, 44532 Lünen.
Ab dem 5. Juli soll dort also offenbar erneut tätowiert werden – nicht ohne Kontroversen, denn in der Vergangenheit wurde Machill auch wegen nationalistischer Symbolik in seiner Arbeit scharf kritisiert.


Neonazi-Vergangenheit ohne Exit oder Distanzierung
Zwischen 2008 und 2010 leitete André Machill die autonome Neonazi-Gruppe „Freie Nationale Aktivisten Lünen“ (FNAL) und war auch im Umfeld des „Nationalen Widerstands Kamen/Lünen“ aktiv. Diese als gewaltbereit geltenden Gruppierungen versuchten, gezielt Angsträume im Kreis Unna zu schaffen.
Nach mehreren Vorfällen, darunter rechtsextreme Schmierereien und Gewaltdelikte, geriet Machill als Anführer der Gruppe ins Visier von Polizei und Justiz – seine Aktivitäten wurden strafrechtlich relevant, und seine Zeit als Szene-Akteur endete vorerst.
Ein dauerhafter Bruch mit der extrem rechten Szene blieb jedoch aus: Einige Jahre später wurde er erneut bei Aufmärschen der rechtsextremen Szene in Dortmund-Dorstfeld gesichtet – unter anderem gemeinsam mit seinem Schwager David Labenz, der bis 2019 als Sprecher des Kreisverbands Unna der Partei Die Rechte auftrat.

Auch wenn André Machill seit 2021 nicht mehr aktiv in der organisierten Neonazi-Szene, etwa in Dortmund-Dorstfeld, auftritt, bestehen weiterhin Kontakte zu ehemaligen Weggefährten – und eine ideologische Distanzierung ist nicht erkennbar. In den vergangenen Jahren tätowierte er mehrfach ehemalige Szene-Kameraden mit grenzwertigen bis offen rechtsextremen Motiven.
Zwischenzeitlich engagierte sich Machill auch im verschwörungsideologischen Milieu: So trat er als Mitorganisator von „Querdenken“-Kundgebungen in Lünen, Selm und Kamen in Erscheinung. Nach antifaschistischen Recherchen und Enthüllungen zog er sich jedoch aus der Öffentlichkeit dieser Szene zurück – zumindest vorübergehend.
Am 19. Februar 2025 sorgte Machill erneut für Aufmerksamkeit, als er gemeinsam mit David Labenz versuchte, eine Kundgebung der Omas gegen Rechts Lünen gezielt zu stören. Der Versuch blieb erfolglos: Nach wenigen Minuten mussten beide – zusammen mit zwei weiteren bekannten Querdenken-Anhängern – den Versammlungsort verlassen. In den Wochen danach wurde Machill wiederholt bei Montagsdemonstrationen der Lüner Querdenken-Szene gesichtet.
In diesem Zeitraum verlor er offenbar seine Anstellung bei Surf-Ink-Tattoo – und kündigte kurz darauf eine neue Selbstständigkeit in Lünen an. Ob dies ein Rückfall in alte Muster oder ein gezielter Strategiewechsel ist, bleibt offen. Klar ist: Die antifaschistische Öffentlichkeit beobachtet sein Handeln aufmerksam.
Eine glaubwürdige Distanzierung von seiner extrem rechten Vergangenheit hat Machill bis heute nicht erkennen lassen. Kontakte zu bekannten Neonazis bestehen weiterhin – auch für Tattoo-Termine, die offenbar im privaten Umfeld stattfinden. Seine Haltung gegenüber marginalisierten Gruppen scheint unverändert: In sozialen Netzwerken tauchen Likes und Interaktionen seines Studios immer wieder unter queerfeindlicher, verschwörungsideologischer oder menschenverachtender Propaganda auf.
Solange André Machill weder klare Grenzen zu extremistischen Inhalten zieht, noch sich öffentlich von seinem politischen Vorleben distanziert, wird seine Selbstständigkeit nicht nur kritisch begleitet, sondern voraussichtlich auch wirtschaftlich scheitern. Mit antifaschistischen Konsequenzen kennt er sich jedenfalls bestens aus.
- Quellen:
- https://msadortmund.noblogs.org/andre-machill-neonazi-als-sponsor-fuer-eine-jugendmannschaft/
- https://msadortmund.noblogs.org/luenen-naziaktivitaeten-im-tattoostudio-von-ink-flames-andre-m-neuste-arbeitsstelle/
- https://msadortmund.noblogs.org/zwischen-nadel-nationalsozialismus-2-nazi-taetowierer-in-kamen/
- https://www.instagram.com/antifa_luenen/p/DGdNhhJoBcZ/
- https://www.ruhrnachrichten.de/luenen/demo-gegen-corona-massnahmen-urteil-verzicht-auf-maske-kostet-luener-36-ueber-tausend-euro-w699599-2000753434/
- https://www.hellwegeranzeiger.de/bergkamen/luener-neonazi-meldet-demo-gegen-impfen-und-coronaschutz-in-bergkamen-an-w1713613-1000531514/
- https://bergkamen-infoblog.de/mutmasslicher-neo-nazi-aus-luenen-meldet-corona-demo-am-bergkamener-rathaus-an/