Zwischen Halbwahrheiten, framing, Hetze und Holocaust-Relativierung
Vor dem Kreisparteitag und den Neuwahlen des AfD-Kreisvorstands Unna im August 2025 war es auf den Social-Media-Kanälen der AfD-Fraktion Lünen vergleichsweise ruhig. Die wenigen Beiträge bestanden meist aus inhaltsarmen Posts, die als Populismus und Angstmacherei verpackt wurden – so, wie man es von der AfD häufig kennt.
Mit dem neuen Posten als Beisitzer im Kreisverband Unna erhielt Denis Fellner offenbar Zugriff auf die Social-Media-Kanäle der AfD Lünen. Seitdem erscheinen vor allem auf Facebook mehrfach pro Woche Beiträge, die überwiegend von ihm stammen. In vielen Videos der vergangenen Monate steht Fellner selbst im Mittelpunkt. Ein derartiger Drang nach Sichtbarkeit und sein großes Ego produzieren nicht nur Reichweite, sondern auch Angriffsfläche. Es lohnt sich daher, die unterkomplexen Inhalte von Fellner genauer zu betrachten.
Holocaust Relativierung
Stolz präsentierte sich die AfD Lünen in den sozialen Medien nach ihrer erstmaligen Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen von 1938. Zuvor hatte sich die kommunale AfD jahrelang nicht an solchen Veranstaltungen beteiligt.

Kritische Stimmen bewerteten die Teilnahme von Pasqual Gulcz, Denis Fellner, Peter Peciak und Frank Herbertz allerdings als wenig glaubwürdig. Vielmehr schien der Gedenktag für eine mediale Selbstinszenierung genutzt worden zu sein.
Ähnlich wirkte der Antrag im Stadtrat, mit dem die Partei die Umbenennung des Bahnhofsvorplatzes in „Platz der Vielfalt“ verhindern wollte. Stattdessen schlug man vor, den Platz nach einer jüdischen Frau zu benennen. Laut Denis Fellner sollte damit ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden. Wenn ein solcher Anspruch tatsächlich bestünde, stellt sich jedoch die Frage, warum Fellner nur zwei Wochen später einen Vergleich veröffentlichte, der von vielen als Relativierung des Holocaust kritisiert wurde.


Am 21.11.2025 veröffentlichte Fellner (online auch als Denis Ares, Denis_afd oder Denisares1909) auf Threads ein Video, in dem er die Markierung jüdischer Geschäfte in der NS-Zeit mit einem aktuellen Graffiti an einer Hauswand verglich. Die gezogenen Parallelen zwischen den historischen Kennzeichnungen während der Verfolgung jüdischer Menschen und einem heutigen Geschäftsfall wurden vielfach als Verharmlosung der NS-Verbrechen und der Shoah gewertet – ein Vorgang, der unter Umständen die Grenze zu strafbarem Verhalten gemäß §130 StGB berühren kann.
Framing, Diffamierung und Verleumdung
Zudem versucht Fellner zunehmend, Antifaschismus negativ zu framen. Antifaschist*innen bezeichnet er pauschal als „Linksterroristen“ oder „linke Gewalttäter“. Dabei vermischt er bewusst antifaschistische Bildungs- und Aufklärungsarbeit sowie friedliche Protestformen mit autonomen Gruppen, die in der Vergangenheit gewalttätig auftraten. Als zentrales Argument dient ihm dabei häufig die sogenannte „Hammerbande“, obwohl seine eigenen Darstellungen widersprüchlich bleiben. Offensichtlich verfolgt er die Strategie, von Forderungen nach einem AfD-Verbot abzulenken, indem er selbst ein „Antifa-Verbot“ ins Gespräch bringt und alles links der AfD diskreditiert. Zu Gedenktagen wie Hanau äußert er sich hingegen nie – während Gewalt gegen Neonazis, etwa in Budapest, von ihm als das dramatische Ereignis überhaupt dargestellt wird.

Auch in einem TikTok-Video suggerierte Fellner, die Partei Die Linke in Lünen würde angeblich „gewalttätige Antifa-Mitglieder“ in kommunale Ausschüsse entsenden. Dies ist eine klare Verleumdung, auch wenn keine Namen genannt wurden.

Es scheint vielen AfD-Mitgliedern schwerzufallen, sich selbst als antifaschistisch zu begreifen – obwohl sie nach eigener Aussage angeblich „Zeichen gegen Antisemitismus“ setzen wollen. Ein positiver Bezug auf Antifaschismus würde jedoch nicht ins eigene rechte Weltbild passen und bringt weniger Reichweite als polarisierende Inhalte. Die Jagd nach Klicks und Aufmerksamkeit hat offenbar Priorität, nicht wahr Herr Fellner?
Halbwahrheiten und Populismus
Auch der eh schon abwertende Begriff „Brennpunktschulen“ wird von Denis Fellner noch abwertender genutzt, um Stimmung gegen Migrant*innen und sozialschwache Menschen zu machen. Dabei wird übersehen oder ignoriert, dass solche Einstufungen in der Regel mit sozialer Benachteiligung zu tun haben – unabhängig von Herkunft oder Nationalität. Hauptgründe sind Armut, unzureichende Finanzierung und politische Fehlentscheidungen der Landespolitik, nicht die individuelle Herkunft der Schüler*innen.

Ebenso oberflächlich geht die AfD Lünen mit Umfrageergebnissen um. In einem Facebook-Post wurde behauptet: „AfD für 51 % der Deutschen wählbar!“. Grundlage war jedoch eine Umfrage von FORSA bzw. INSA unter rund 1.000 bis 2.500 Personen, bei der lediglich der Anteil derjenigen sank, die die AfD grundsätzlich ausschließen würden. Das hat mit „51 % der Deutschen“ wenig zu tun. In der letzten Sonntagsumfrage lag die AfD bei 26 %.

Fazit
Die Social-Media-Aktivitäten der AfD Lünen – insbesondere von Denis Fellner – zeigen ein Muster aus Selbstinszenierung, Verzerrung, populistischen Narrativen und der gezielten Diffamierung politischer Gegner. Symbolpolitik ersetzt glaubwürdiges Engagement, historische Vergleiche verharmlosen NS-Verbrechen, und komplexe gesellschaftliche Probleme werden auf einfache Feindbilder reduziert. Statt konstruktiver kommunalpolitischer Arbeit dominiert Provokation, Emotionalisierung und das Streben nach Aufmerksamkeit. Dadurch trägt die AfD Lünen eher zur Spaltung als zur Lösung realer Probleme bei, wie so üblich.
Quellen
- https://www.facebook.com/profile.php?id=100064654125261
- https://www.threads.com/@denisares1909/post/DRUTSZxDl0V
- https://www.tiktok.com/@denis_afd/
- https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/hammerbande-prozess-drei-stunden-fuer-verlesung-der-anklage-110791416.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Antifaschismus
- https://www.ruhrnachrichten.de/luenen/luenen-kommentar-platz-der-vielfalt-rat-entscheidung-w1110196-2001885811/
- https://www.wahlrecht.de/umfragen/
- https://www.wuebben-stiftung-bildung.org/studie-zu-schulen-im-brennpunkt-kinder-starten-mit-deutlich-schwierigeren-lernvoraussetzungen/
- https://goodimpact.eu/dialog/wortwahl-wie-sprechen-wir-ueber-brennpunktschulen
- https://afaluenen.noblogs.org/2025/07/denis-fellner-kommunaler-kandidat-fuer-die-afd-luenen-mit-neonazi-und-querdenker-verbindungen/
- https://afaluenen.noblogs.org/2025/11/afd-fraktion-luenen-ideologische-woelfe-im-buergerlichen-schafspelz/
